Plastik am Meer - Ursachen und Folgen
Anlässlich der UN-Verhandlungen über ein globales Plastikabkommen hat das Alfred-Wegner-Institut eine Pressemitteilung veröffentlicht, nach der weltweit jedes Jahr über 460 Millionen Tonnen Plastik produziert werden. Allein bei der Produktion entstehen mehr Treibhausgase als im gesamten Flugsektor. Viele Produkte sind so gestaltet, dass sie schwer oder gar nicht recycelbar oder wiederverwendbar sind. Bis 2060 soll sich daher die Menge des Plastikmülls verdreifachen, wenn weiterhin so viele Kunststoffe hergestellt werden. Eine aktuelle Studie zeigt, dass es viel mehr Plastikpartikel im Meer gibt als bisher angenommen. Demnach befinden sich allein in der oberen Wasserschicht des Nordatlantiks 27 Millionen Tonnen kleinster Plastikpartikel. Kunststoffe tauchen mittlerweile selbst in den entlegensten Teilen unseres Planeten auf und auch in unseren Körpern finden Forschende überall Plastik. Studien zeigen, dass wir die planetaren Belastungsgrenzen für neue Stoffe bereits überschritten haben. Als Teil der dreifachen planetaren Krise tragen Kunststoffe demzufolge zur Erderhitzung und Biodiversitätskrise bei.
Die Verhandlungen in Genf über dieses globale Plastikmüllabkommen führten zu keiner Einigung zwischen den beteiligten Ländern und wurden am 15. August 2025 bis auf Weiteres vertagt.
Laut Umweltbundesamt fielen 2020 in Deutschland 18,8 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle an (Kunststoff, Papier/Karton und Glas). Private Haushalte verursachen davon 54 %. Das entspricht 104,9 Kilogramm pro Kopf. Seit 2010 ist der Verbrauch an Verpackungen um insgesamt 17,9 % gestiegen.
Der Verbrauch von Verpackungen in der Industrie und in Privathaushalten ist in Deutschland mit 237 kg pro Kopf überdurchschnittlich hoch: In der EU lag 2021 der Durchschnittsverbrauch bei 189 kg pro Kopf.
Beim Aufkommen von Plastikabfällen pro Kopf liegt Deutschland in der EU auf dem vierten Platz und damit deutlich über dem EU-Durchschnitt. Pro Kopf der Bevölkerung fielen im Jahr 2021 insgesamt 76 kg Kunststoffabfälle an, davon 38 kg allein aus Verpackungen.
Deren Anteil hat sich von 1995 bis 2021 mehr als verdoppelt.
Durch den Ende 2017 von China verkündeten Importstopp ist der Umgang mit Kunststoff stärker ins öffentliche Bewusstsein gelangt. Statt weniger Kunststoffabfälle zu produzieren, nimmt deren Menge jedoch jährlich zu. Mehr zum Aufkommen von Plastikabfällen in
Deutschland ...
Einen guten Einstieg in die Thematik bietet der PLASTIKATLAS 2019, ein Kooperationsprojekt von Heinrich-Böll-Stiftung sowie Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die Seite beachexplorer.org erleichtert die Klassifizierung des am Meer anzutreffenden Plastikmülls und informiert auch über andere Gefahren, denen das Meer ausgesetzt ist. Einen interessanten Überblick als Schnelleinstieg bietet zudem BeyondSurfing mit seiner Materialzusammenstellung Plastik im Meer: 171+ Statistiken und Fakten zur Verschmutzung der Meere.
Einen Überblick über Kunststoffabfälle in Deutschland gibt zudem eine Zusammenstellung des NABU auf der Grundlage der von der 2022 veröffentlichten Conversio-Studie „Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2021: Zahlen und Fakten zum Lebensweg von Kunststoffen“ der 2022 erschienenen Publikation „Aufkommen und Verwertung von Verpackungsabfällen in Deutschland im Jahr 2020 (UBA-TEXTE 105/2022)“.
In der vom WWF beauftragten Studie hat das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) mehr als 2.500 Studien zur globalen Plastikkrise und deren Folgen ausgewertet. Ziel war es dabei, den aktuellen Wissensstand über die Auswirkungen der Plastikverschmutzung auf die biologische Vielfalt in den marinen Ökosystemen zusammenzufassen und diese Informationen für Entscheidungsträger:innen und die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zur Zusammenfassung der Studie in Deutsch.
Um dazu beizutragen, Plastikverpackungen zu reduzieren, hat die Kampagne "Küste gegen Plastik" hat die App "Replace Plastic" für Windows, Android und IOS entwickelt. Mit ihr kann man den Barcode von Verpackungen eingeben oder einscannen, die man für überflüssig hält. Diese Informationen werden an die Hersteller weitergeleitet. Unter der Rubrik "Andersmacher" werden zudem Hersteller vorgestellt, die sich das Plastikproblem zu Herzen genommen haben, die in ihrem Bereich nach Veränderungsmöglichkeiten suchen und die bereits etwas verändert haben.
Hintergrundinformationen zur Kunststoffindustrie finden sich auf der Seite von PlasticsEurope Deutschland e. V., dem Verband der Kunststofferzeuger in Deutschland, der Teil des europäischen Netzwerks Plastics Europe ist.
Auch wenn diese in Deutschland in der Regel als Wertstoffe separat erfasst werden, so gelangt auch von hier Plastik vor allem über die Flüsse ins Meer. Dabei spielt Mikroplastik eine besondere Rolle, das von Kläranlagen nicht effektiv herausgefiltert werden kann. Plastikmüll im Meer ist zu einer globalen Herausforderung geworden. Die Ausstellung Strand - Gut? geht den Ursachen und Folgen des Plastikmülls im und am Meer nach.